Auf der Suche nach der besten Programmiersprache
Über die Qual der Wahl als strategische Entscheidung von IT-Unternehmen
Über die Qual der Wahl als strategische Entscheidung von IT-Unternehmen
Seit geraumer Zeit haben sich
unter den Software-Entwicklern im Enterprise-Mobility-Umfeld zwei Fraktionen
gebildet: Zum einen sind da die Android-Anhänger, die fest davon überzeugt
sind, dass sich Googles Betriebssystem auch in Unternehmen durchsetzen wird.
Zum anderen sind da die Windows-Jünger, die immer noch an Microsoft glauben und
ihm ewig die Treue schwören. Doch Consumer-Bereich ist nicht gleich
Enterprise-Bereich. Zwar laufen acht von zehn privaten Smartphones unter
Android, doch im Business-Umfeld sieht das anders aus: Hier dominieren
weiterhin die Riesen Windows und iOS klar das Feld. Software-Firmen stehen vor
der Qual der Wahl: Entscheidet man sich für Java oder für .NET? Wer wird in den
nächsten Jahren das Rennen machen? Die Wahl der Programmiersprache (und der
technologischen Plattform) entpuppt sich als strategische Entscheidung, die
Risiken und Chancen für die Zukunft des IT-Unternehmens gleichermaßen in sich
birgt.
Ein großer Unterschied zwischen
der Mobility im Consumer- und im Enterprise-Bereich besteht darin, dass Business-Apps immer an „etwas“ angebunden
sind. Sei es der Sales-Manager, der von unterwegs aus auf Kundendaten zugreift
oder der Lagerist, der mobil erfasste Lagerbestände an ein führendes System
rückmeldet. Das mobile Gerät steht immer in Interaktion zu einem System wie
Datenbank, ERP-System oder Web-Services. Und dies stellt die Software-Entwickler
vor der neuen Herausforderung – der Anbindung. Eine Integrationsschicht oder
Schnittstellen sind die Grundvoraussetzung, damit eine stabile und performante
Datenkommunikation zwischen System und Mobilgerät in beide Richtungen funktionieren
kann. Welche Auswirkungen hat das auf die Wahl der Programmiersprache?
Ein kurzes Beispiel: Angenommen,
ein Logistik-Unternehmen setzt seit Jahren Windows-Handhelds für seine
Lagerverwaltung ein und die hierfür passende Software samt Integrationsschicht
ins ERP hat das IT-Unternehmen A bereitgestellt. Das Logistik-Unternehmen entscheidet sich –
aus welchem Grund auch immer - auf Android-Smartphones umzusteigen. Die von
IT-Unternehmen A bereitgestellte Programmierarbeit ist für Android unbrauchbar
und muss komplett neu gemacht werden. Wenn das IT-Unternehmen A das Android-Know-how
hat, dann gut, wenn nicht, dann hat es einen Bestandskunden verloren. Welcher
Entwickler kann sich heutzutage bei so mächtigen Programmiersprachen auf mehrere
Sprachen spezialisieren und zum Experten werden? Und wie sieht es aus, wenn ein
Kunde zwei, drei verschiedene mobile Betriebssysteme im Parallelbetrieb
einsetzen möchte? Braucht man dann für jedes System eine eigene Integrationsschicht?
Wer soll das alles programmieren? Das Beispiel demonstriert, dass einseitige
Spezialisierung auf eine Programmiersprache und eine technologische Basis künftig
bestimmte Tore für Zielmärkte versperren kann – auch wenn die Tore heute
sperrangelweit offen zu sein scheinen.
Mehrgleisig zu fahren ist die
sichere Variante für IT-Unternehmen. Eine moderne und elegante Lösung könnten
Cross-Compiler liefern, die das Programmieren zwar leicht umständlicher machen,
dafür aber mehrere Plattformen zugleich bedienen können. Damit ist das Problem
zumindest Client-seitig etwas relativiert. Die Anbindungsproblematik bleibt
weiterhin bestehen, denn schöne Oberflächen und tolles App-Design kann (fast)
jeder machen. Man findet in den diversen App-Stores tausende von guten
Beispielen. Doch wenn es um den mobilen Zugriff auf Daten von ERP-Systemen
geht, dann wird die Luft schon etwas dünner.
Der Schlüssel hierfür ist eine
mobile Plattform, als technologisches Grundgerüst, das offene Schnittstellen in
beide Richtungen und für die gängigsten Programmiersprachen bietet. Wichtig ist
hierbei auch, wie gut die Plattform mit Mobile-Device-Management-Systemen
(Good, Knox, BlackBerry etc.) harmoniert. IT-Unternehmen, die mit so einer
mobilen Plattform arbeiten, können schneller auf Änderungen am Markt reagieren und
ihre Software anpassen.
Ob sich Windows oder Android im
Enterprise-Mobility-Umfeld durchsetzen wird, kann aktuell nicht entschieden
werden. In den kommenden fünf Jahren werden wir sicherlich einen ersten Trend
erkennen können, doch in zehn Jahren kann das wiederum völlig anders aussehen.
Wichtig für IT-Unternehmen – gerade für kleine und mittelständische – ist die
strategische Entscheidung wohin die Reise gehen soll. Denn es ist einfacher ein
Auto zu bauen, wenn es bereits einen groben Bauplan gibt, als das Rad immer
wieder neu zu erfinden.